Du hast einen wunderschönen Stoff, dein Projekt liegt vor dir und in der Anleitung steht: „im Fadenlauf zuschneiden“ oder „im 45° Winkel zum Fadenlauf“. Deshalb zu Anfang, der Fadenlauf ist die Richtung, in die der Stoff hergestellt wurde, also beim Kauf die Länge des Stoffes.
Und du hast recht, wenn du sagst, wenn ich die Schnittteile kreuz und quer auflege, spare ich viel Stoff. Doch warum solltest du das nicht tun?
Vor allem bei Kleidung merkst du spätestens nach dem Waschen den Unterschied. Der Stoff fällt überhaupt nicht richtig, ist verzogen und ausgerechnet an der Stelle, wo du es brauchst, ist die Dehnung gleich null. Auch scheint er fleckig und mehrere Farben zu haben. Das hängt damit zusammen, dass der Stoff in Längsrichtung, bedingt durch die Art der Herstellung, oft stabiler und unelastischer ist bzw. die Strichrichtung nicht eingehalten wurde.
Also, dann doch lieber im Fadenlauf zuschneiden. Auf Schnittmustern ist am Fadenlauf auch oft ein Pfeil, der die Strichrichtung des Stoffes anzeigt, damit alle Teile nach dem Zusammennähen, die gleiche Farbe haben.
Wenn ein neuer Stoff gekauft wird ist es oft ganz einfach, den Fadenlauf zu bestimmen. Doch was mache ich, wenn ich nur noch Stoffreste habe, die ich verwenden möchte? Ich gebe dir ein paar Tipps, wie du den Fadenlauf erkennen kannst.
Webkante
Der Fadenlauf verläuft immer parallel zur Webkante.
Muster
Wenn dein Stoff ein Muster hat, was eindeutig in eine Richtung zeigt, ist das der Fadenlauf.
Franzen
Bei gewebten Stoffen kannst du am Rand einen Faden ziehen. Da die Fäden genau waagerecht und senkrecht verlaufen, kannst du daran den Stoff ausrichten. Wenn dein Stoff nicht dehnbar ist (siehe Dehnbarkeit), ist es egal, ob du dich für den Fadenlauf in senkrechter oder waagerechter Richtung entscheidest.
Dehnbarkeit
Dehne deinen Stoff einmal in die waagerechte Richtung und einmal in die senkrechte Richtung. Die Richtung, die sich weniger Dehnen lässt, ist der Fadenlauf.
Maschenware
Bei Maschenware ist die senkrechte Richtung meistens die, die kleine Rippen aufweist. Das ist der Fadenlauf.
Strichrichtung
Manche Stoffe haben einen Floor auf der Oberfläche (Samt, Fleece, Loden). Diese haben eine Strichrichtung. Wenn du mit der Hand parallel zur Webkante leicht über den Stoff fährst, richten sich die feinen Härchen auf oder legen sich glatt an. Wenn du keine Webkante mehr am Stoffstück hast, musst du probieren, in welcher Richtung du diesen Vorgang erkennen kannst. Wenn sich die Härchen anlegen heißt es „mit dem Strich“, wenn sich die Härchen aufrichten sagt man „gegen den Strich“.
Wichtig ist, dass alle Stoffteile beim Zuschnitt in einer Richtung zugeschnitten werden! Diese Richtung ist in Schnittmustern meist mit einem Pfeil am Fadenlauf gekennzeichnet.